Kurzum: Jeder, der seine ersten Meter mit einem URAL-Gespann mit der wild schlingernden Eleganz eines betrunkenen Zirkusbären auf dem Einrad hinter sich gebracht hat, schwört danach Stein und Bein: "Nie wieder!!!". Dabei übersieht er im Strudel der Stresshormone zunächst, daß er bereits unrettbar infiziert ist. Beherrscht man die Fuhre nämlich erst einmal (was durchaus schon mal 10 000 km dauern kann...), dann will man nie wieder runter. Einmal Gespann, immer Gespann. Es ist keine Philosophie - es ist eine der schönsten Formen von Schwachsinn!

Und was macht den Reiz einer Ural aus?

Eigentlich ist so eine Ural qualitativ eine idiotensichere Sache: Eine seit 70 Jahren bewährte Technik, 340 Kilo solide geschmiedeter. 1,1-mm starker Russenstahl vom Bug bis zum Heck, zero Plastik, eine Fertigungsroutine von satten drei Millionen Motoren - eigentlich kann da ja nichts kaputtgehen!

Leider nur eigentlich. Solange die Roten bei den Russen das Sagen hatten, war eine Ural weitestgehend ein serielles Zufallsprodukt. Zu Sowjetzeiten (und oft genug darüber hinaus!) galt für Ural-Fahrer daher die eiserne Road-Regel: "Hast du Hammer, Zange, Draht, kommst du bis nach Leningrad".

Die Zeiten, in denen man das Haus nur mit einem 13er-und einem 17er-Gabelschlüssel im Stiefelschaft verließ, gehören selbst bei einer Ural längst der Vergangenheit an. Oder zumindest fast. obwohl sich die Fertigungsqualität in den vergangenen Jahren enorm verbessert hat, Ural längst nicht mehr jede Schraube selbst schnitzt und in den neuen Modellen längst Teile von renommierten internationalen Zulieferern verbaut werden, atmen viele Ural-Gebrauchtgespanne - so wie die unseren - noch immer den einstigen, großzügigen Geist sowjetischen Toleranzdenkens, das einen schon fast südländischen Charme hat.

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